Florian König holt die meisten Stimmen beim ersten Wahlgang in Edingen-Neckarhausen. Der 33-jährige Bewerber der CDU lag nach dem vorläufigen Ergebnis überraschend deutlich vor Klaus Merkle. Eine Vorentscheidung?
Der erste Wahlgang bei der Bürgermeisterwahl in Edingen-Neckarhausen geht an Florian König. Der 33-jährige Bewerber der CDU lag nach dem vorläufigen Ergebnis vom Sonntagabend für viele überraschend deutlich vor Klaus Merkle (60, parteilos): König holte 38,8 Prozent der abgegebenen Stimmen (absolut: 2369), Merkle landete bei 26,8 Prozent (1636) – zwölf Prozentpunkte beziehungsweise 733 Stimmen dahinter. Merkle war im Vorfeld von den Gemeinderatsfraktionen UBL und OGL unterstützt worden.
Platz drei ging im ersten Durchgang an Aleksandra Janson. Die 37-jährige Kandidatin, die von der SPD und der Linken unterstützt worden war, vereinte 16,3 Prozent der Wählerstimmen auf sich.
Im einstelligen Prozentbereich blieben die fünf Mitbewerber. Ulf Wacker (61, parteilos) landete zwar an vierter Stelle, musste sich aber gleichwohl mit knapp 7,2 Prozent begnügen. Er zog bereits kurz nach der Verkündung der Ergebnisse durch Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold die Konsequenz aus dem für ihn enttäuschenden Abschneiden. Bei der Neuwahl in drei Wochen will er nicht mehr antreten, sagte er dieser Redaktion in einer ersten Stellungnahme.
Wer tritt wieder an?
Der ebenfalls parteilose Kandidat Holger Vier (55) möchte erst in den nächsten Tagen entscheiden, ob er nochmals antritt. In Runde eins holte er 4,9 Prozent der Stimmen. Für Ramon Schürle war die Sache dagegen direkt klar: Mit 3,7 Prozent im ersten Wahlgang verbucht er seine Kandidatur nach eigenen Angaben als schöne Erfahrung, wird aber in drei Wochen nicht mehr auf dem Wahlzettel stehen. Anders als Gerd Wolf („Die Partei“). Der 60-jährige tritt nochmals an. 2,2 Prozent der Wählerinnen und Wähler machten am Sonntag bei Wolf ihr Kreuz, 0,2 Prozent bei Wiederholungskandidat Samuel Speitelsbach. Fünf Mal wurden ganz andere Namen auf den Wahlzettel geschrieben. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,9 Prozent – fast genauso hoch wie im ersten Wahlgang 2015. Seinerzeit waren es 56,8 Prozent, und der spätere Bürgermeister Simon Michler lag mit 32 Prozent der Stimmen nur hauchdünn vor Klaus Merkle (30,4).
Dafür, dass wohl kaum einer mit einer Entscheidung gleich im ersten Wahlgang gerechnet hatte, war das Interesse am Sonntagabend groß. Waren nach Schließung der Wahllokale um kurz nach 18 Uhr gerade einmal etwa 60 Menschen im Bürgersaal des Edinger Rathauses, füllte es sich in der nächsten halben Stunde mehr und mehr. Am Ende dürften es rund 150 Menschen gewesen sein, die gespannt auf das Ergebnis warteten, unter ihnen Alt-Bürgermeister Roland Marsch sowie die Bürgermeister aus Ilvesheim und Heddesheim, Andreas Metz und Achim Weitz – letzterer bekanntlich auch erst seit einigen Monaten im Amt. Auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer war ins Edinger Rathaus gekommen.
Allerdings: Manch ein Gast wird sich zunächst gefragt haben, was er dort soll. Die große Leinwand blieb lange leer, obwohl im Internet schon die ersten Ergebnisse aus den Wahlbezirken nachzulesen waren. Statt nach vorn, schauten die Besucherinnen und Besucher also auf ihre Handys. Da zeichnete sich schon nach fünf, sechs ausgezählten Wahlbezirken ab, was sich im weiteren Verlauf des Abends manifestieren sollte: Meist lag König um die zwölf Prozentpunkte vor Merkle. Viel Bewegung war nicht. Auch Aleksandra Janson blieb recht stabil bei um die 16, 17 Prozent.
Kurz vor 19 Uhr ist schließlich das technische Problem gelöst. „Meine Damen und Herren, wir ändern nicht die Ergebnisse, sondern nur die Präsentation“, lässt Herold die Wartenden wissen. Statt der Internetseite, die behelfsmäßig auf die Leinwand projiziert worden war, wird nun die eigentlich vorbereitete Präsentation gezeigt.
Am Montag Wahlausschuss
Bis der letzte Wahlbezirk ausgezählt ist, ist dennoch Geduld gefragt. Um 19.20 Uhr kann Herold schließlich zum Mikrofon greifen. Und bittet zunächst einen Falschparker darum, eine Ausfahrt freizumachen. Dann schließlich verkündet er das Ergebnis – unter großem Applaus für die Kandidaten und die Kandidatin, die bis auf Speitelsbach alle mit ihren Anhängerinnen und Anhängern im Rathaus sind.
Herold erklärt, was nun folgt: In drei Wochen, am 27. November, reicht im zweiten Wahlgang die relative Mehrheit zum Sieg. Am Montag, 7. November, stellt der Gemeindewahlausschuss das Endergebnis fest (19 Uhr). Bis Mittwoch, 9. November, haben die Bewerber Zeit zu überlegen, ob sie nochmals antreten oder nicht. Dann tagt der Ausschuss um 18 Uhr ein weiteres Mal. Auch Neubewerber sind theoretisch möglich. Zum Abschluss dankt Herold allen Kandidierenden für einen „fairen und anständig geführten Wahlkampf“. Er würde sich „freuen, wenn auch der weitere Wahlkampf so fair, menschlich anständig und sachlich weiterläuft“. Denn: „Es geht nicht um das persönliche Ego, sondern um die Gemeinde Edingen-Neckarhausen.“
Und schließlich gibt es auch noch den verdienten Dank und Applaus für alle Helfer einschließlich des Bauhofs für die technischen Dienste. Und der Sieger dieses ersten Wahlabends? Er freut sich über den für ihn schönen Erfolg. „Aber ich bin noch nicht am Ziel“, gibt sich König trotz des Vorsprungs vorsichtig.
Bericht aus dem (c) Mannheimer-Morgen von:
Anja Görlitz Redaktion Redakteurin Neckar-Bergstraße
Hans-Jürgen Emmerich Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.