Ortsteile sind sich einig bei Top-Favoriten

Analyse: In allen Wahlbezirken liegt König vorn, gefolgt von Merkle und Janson. Der Briefwahlanteil ist stark gestiegen.

Florian König holte mit Abstand die meisten Stimmen bei der Wahl am Sonntag, auf ihn folgte Klaus Merkle. Damit entschieden sich die Wähler für bekannte Gesichter. Foto: Pilz

Edingen-Neckarhausen. Florian König hat viele Wähler überzeugt – und das überall. Der jüngste Bewerber um das Amt des Bürgermeisters liegt am Sonntagabend nach der Auszählung in allen Wahlbezirken vorn. Die absolute Mehrheit erreicht der 33-Jährige aber nicht, insgesamt bekommt er 38,79 Prozent der Stimmen. Deswegen müssen die Bürger am 27. November noch einmal wählen.

Auf den von der CDU empfohlenen Spitzenreiter König folgt in allen Wahlbezirken Klaus Merkle, den die FDP und Teile der OGL unterstützen. Der Abstand ist dabei meist recht deutlich, eng wird es nur in einem Edinger Wahlbezirk bei der Briefwahl. Dabei erlangt König 31,6 Prozent, während Merkle 29,24 Prozent der Stimmen erzielt. In Neu-Edingen betrug Königs Vorsprung stolze 27,2 Prozentpunkte. Dort schaffte er es, 44,74 Prozent der Stimmen zu gewinnen. Das ist der höchste Zustimmungswert bei diesem ersten Wahlgang.

Insgesamt liegt König am Ende ganze zwölf Prozentpunkte vor Merkle. Dessen Stimmanteile schwanken in den Wahlbezirken zwischen rund 17,5 Prozent in Neu-Edingen und knapp 34,5 Prozent in einem Briefwahlbezirk in Neckarhausen. Insgesamt kam er auf 26,76 Prozent der Stimmen. Bei seiner Kandidatur 2015 gewann er im ersten Wahlgang noch 30,4 Prozent der Wähler für sich. Aleksandra Janson, die von SPD und Linke unterstützt wird, überzeugt zwischen rund 12,4 Prozent und gut 21,3 Prozent der Wähler. Insgesamt stimmten 995 Wahlberechtigte für sie.

Prinzipiell sind sich die Wähler ortsteilübergreifend einig. Das viel beschworene „Ortsteildenken“ ist in den Ergebnissen der Bürgermeisterwahl nicht zu erkennen. Überall liegt König vorn, gefolgt von Merkle und der drittplatzierten Aleksandra Janson. Erst danach kommt leichte Bewegung in die Ergebnisse, mal landet Ulf Wacker auf Platz vier, mal Ramon Schürle, mal Holger Vier. Der Dauerbewerber Samuel Speitelsbach, der sich nicht in der Gemeinde hat sehen lassen und schon bei mehr als 100 Bürgermeisterwahlen angetreten ist, bekommt zehn Stimmen. Diese kommen alle aus dem Ortsteil Edingen.

Die Ergebnisse sind wenig überraschend. Dass König gut abschneidet, war erwartbar, ebenso, dass Merkle und Janson auf ihn folgen. Der 33-jährige Christdemokrat hat einen intensiven Wahlkampf geführt. Er war der Erste, der Plakate aufgehängt hat – und an ihrer Zahl definitiv nicht gespart hat –, und er hat seinen gesamten Jahresurlaub in den Wahlkampf investiert. Zahlreiche Hausbesuche und Veranstaltungen gehörten in den vergangenen Wochen zu seinem Alltag. Zwar haben auch die übrigen Kandidierenden, allen voran Merkle, Janson und Wacker, zu Veranstaltungen vor Ort eingeladen, jedoch in geringerem Umfang als König. Auch sein Wahlkampfteam ist beachtlich. Gut 30 Leute unterstützen ihn aktiv im Wahlkampf, halfen ihm dabei, Plakate aufzuhängen, Briefe zu verschicken oder Kuchen zu backen.

Ein Vorteil von König und Merkle gegenüber Janson ist, dass die beiden in Edingen-Neckarhausen bekannt sind. Merkle und König sind dort verwurzelt und sitzen beide im Gemeinderat. In Anbetracht dessen, dass Janson bis zur Wahl noch nicht kommunalpolitisch aktiv war, erzielt sie ein starkes Ergebnis. Zurückzuführen ist das wohl auf ihren Wahlkampf, bei dem sie zu Aktionen einlud und bei Veranstaltungen wie der Kerwe Präsenz zeigte. Vor allem gegen Ende des Wahlkampfs legte sie auch argumentativ zu und konnte zumindest bei den Kandidatenvorstellungen der Gemeinde punkten.

Ein weiterer Pluspunkt für König dürfte auch sein Alter sein. Nach den anhaltenden Beben in der Kommunalpolitik der Doppelgemeinde seit mehr als einem Jahr kann es gut sein, dass viele Bürger sich Kontinuität wünschen – und so schon jetzt bei ihrer Wahlentscheidung über eine Amtsperiode hinaus denken. Das kann Merkle aufgrund seines Alters nicht. Er selbst und seine Anhänger wiederum verstehen das als Vorteil, um unabhängiger handeln zu können.

Ulf Wacker war nach dem Wahlabend enttäuscht. Er erreichte insgesamt knapp 7,2 Prozent der Stimmen und schneidet damit schlechter ab als bei seiner Kandidatur 2015, wo er im ersten Wahlgang noch auf 16,1 Prozent kam.

Beachtlich ist der hohe Anteil an Briefwählern. Während bei der vergangenen Bürgermeisterwahl 2015 noch 1524 Menschen per Brief abstimmten, waren es diesmal 2588, gültig davon waren 2570 Stimmzettel. Das sollten Kommunalpolitiker in ihrer Wahlkampfplanung künftig stärker berücksichtigen. Die Wahlbeteiligung lag insgesamt bei rund 56,9 Prozent.


Das Wahlergebnis ist amtlich

Der Gemeindewahlausschuss hat am Montagabend das Ergebnis der Bürgermeisterwahl von Edingen-Neckarhausen amtlich bestätigt. Ein Stimmzettel musste nachträglich für ungültig erklärt werden. Das gab der Ausschussvorsitzende Dietrich Herold bekannt. Auf besagtem Stimmzettel wurde Angela Merkel angegeben.

Da die Altkanzlerin aber älter als 68 Jahre ist, hat sie die Altersgrenze überschritten und kann somit gar nicht zur Bürgermeisterin gewählt werden. Weitere Änderungen des vorläufigen Ergebnisses von Sonntagabend gab es nicht. Neben dem Kandidierenden wurden mit je einer Stimme Ralph Gettel, Klaus Kapp, Stefan Mülbert, Erich Neuwirth und Edgar Wunder gewählt. Bislang haben nur Florian König, Klaus Merkle und Gerd Wolf erklärt, bei der Neuwahl am 27. November wieder anzutreten. Aleksandra Janson und Holger Vier ließen eine erneute Kandidatur auch am Montag noch offen.

Dieser Artikel wurde geschrieben von: (c) RNZ

Katharina Schröder